Get well soon
- Alina Lange
- 6. Aug. 2020
- 2 Min. Lesezeit
Ich beobachte wie die Margariten sanft im Wind zu "Kids" von Current Joys schaukeln.
Die Sonne, die in schmalen Streifen durch die Bäume blitzt wärmt meine Haut.
Ich schließe die Augen und stelle mir vor wie ich mit einem alten Cabriolet durch eine Olivenbaum-Plantage fahre. Das Gras an den Seiten ist von der Sonne goldbraun geworden. Die Luft ist warm und ich rieche wie Leute in Ihren Gärten grillen.
Dies ist ein Szenario, was ich mir sehnlichst wünsche.
Doch aktuell ist alles leichter gesagt als getan.
In den letzten Monaten habe ich mich Stück für Stück immer mehr verloren und erkenne mich zurzeit nicht mehr wieder. Ich habe das Gefühl, dass ich mein Leben nicht nur der aktuellen Situation gewidmet habe sondern auch meine Sicht auf mich und was ich möglich machen kann. Ich habe gedacht ich könnte mich vor all dem schützen, wenn ich mich zuhause verbarrikadiere. Wenn ich kein Teil mehr der Außenwelt wäre. Die Krankheit habe ich damit zwar ausgeschlossen, aber die Angst nicht, welche schon länger in mir lebt. Nun ist Ihre Chance gekommen meinen ganzen Körper damit zu füllen. Mir die Luft abzuschnüren, selbst wenn ich einfach nur draußen spazieren ging. Meine Kraft zu rauben.
Plötzlich wurde mir klar, dass ich mich daran gewöhnt hatte mich von anderen zu isolieren. Den Gong, dass jetzt alles wieder so wie früher werden könnte habe ich verpasst. Oder was es vielleicht doch kein Versehen?
Die Angst hat nun komplett mein Leben übernommen.
Aber wenn ich jetzt hier so sitze und in den blauen Himmel schaue ist alles gut. Für einen kurzen Moment.
Die Angst vergesse ich.
Ich hoffe, dass es euch allen da draußen gut geht - und mir bald auch wieder.
Es wird Zeit, dass die Angst sich von mir verabschiedet und mir mein altes Leben wieder zurückgibt.
Ich will genauso gedankenlos wie andere Dinge tun. Nicht alles 10 Mal überdenken - nicht darüber nachdenken warum jetzt wieder meine Kopfschlagader zu pulsieren beginnt. Einfach frei sein.
Es wird nicht einfach, aber vielleicht ist es schon einmal der erste Schritt, dass ich nett zu mir selbst bin und mir keine Vorwürfe mehr mache. Wen ich alles enttäuscht habe und wen ich noch enttäuschen könnte.
Ich muss mir selbst "Gute Besserung" wünschen.
Vor meinem inneren Auge taucht nun ein anderes Bild auf wie ich eine Straße entlang renne in einer lauen Sommernacht.
Ich bin noch nie so schnell gerannt. Aber es fühlt sich gut an. So als ob es keine Grenzen mehr gibt.
Ob ich es schaffe meine Angst dagegen einzutauschen?
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