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Skatepark

CHERRY

Ein Augenblick, der länger als ein Jahr war

Prolog

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Dieser Abend sollte unvergesslich werden. Draußen war es zwar schon so kalt, dass kleine Eisblumen die Fenster ihres Zimmers sprenkelten, aber das machte Mila nichts aus. Der Winter gehörte neben dem Herbst, in dem die bunten Blätter in unzähligen Mengen runterfielen und den Boden zu einem bunten Meer machten, zu ihren Lieblings-Jahreszeiten. Im Winter konnte man sich in eine warme Decke kuscheln und das Flackern des Feuers im Kamin so lange beobachten bis einem die Augen zufielen. Man konnte ein paar Runden auf dem Eis drehen. Dies machte ihr besonders Spaß. Es war einfach ihr Leben. Voller Faszination verfolgte sie jeden Abend die graziösen Eisläuferinnen in der Fernseh-Soap "Alles was zählt". Sie stellte sich oft vor, wie schön es wäre genauso leichtfüßig über das Eis zu schweben. Doch das war eine andere Geschichte. Mina ging lächelnd ins Bad um sich für den Abend vorzubereiten. Ein Abend mit ihren Freundinnen in der Eishalle passte ihr heute ganz gut. Am Abend wurde sie dann pünktlich zur Eishalle gefahren. Sie wartete gespannt vor der Eishalle auf die anderen. Da es sehr kalt war, steckte sie ihre Hände in die warmen Jackentaschen. Nach einiger Zeit erschienen dann endlich Julia und Vicky. Jedoch mussten sie zu aller Ungunst noch auf ein paar andere warten. Nachdem alle versammelt waren, beschlossen sie zusammen in das große Gebäude zu gehen. Als Mila durch die Eingangstüren ging erschlug sie die große Menschenmenge, die anwesend war. Sie ließ ihren Blick über die Menge schweifen. Genervt rollte sie die Augen. "Na toll, jetzt müssen wir wahrscheinlich 'ne Ewigkeit anstehen." Julia drehte sich zu ihr um und lächelte sie an. "Ach Mila, sei doch nicht immer so ungeduldig." Nach einer gefühlten Ewigkeit waren sie dann doch in der Eishalle. Bedächtig gingen sie den Weg neben der Eisbahn entlang. "Komm, lasst uns jetzt fahren, sonst ist der Abend gleich schon vorbei!", riefen ihr die Freundinnen zu, die in Nullkommanichts auf der Eisfläche standen. "Nein, fahrt ihr schon mal. Ich komme dann später nach.", meinte Mila entschlossen und setzte sich auf die Holzbank. Ihre Freundinnen zuckten nur mit den Schultern und verschwanden dann aus ihrem Blickfeld. Mila ließ ihren Blick weiter durch die Halle schweifen. Aus irgendeinem Grund erwartete sie jemanden bestimmtes zu sehen, jemanden den sie vielleicht kannte. Plötzlich stach etwas blaues aus der Menge heraus. Ihrem Instinkt folgend blickte sie der Person hinterher. Sie registrierte, dass er hellbraune - sogar fast blonde Haare, hatte. Wahrscheinlich lag es aber auch am Licht. Ihr Herz begann zu klopfen. Schnell stand sie auf und betrat wie in Trance die Eisfläche. Sie musste einfach wissen wer dieser unbekannte Junge war. Als eine, ihr bekannte, Stimme plötzlich zu ihr herübertönte zuckte sie kurz zusammen und hielt sich am Geländer fest, um nicht den Halt zu verlieren. "Na? Hast du dich endlich mal dazu entschlossen uns auf dem Eis Gesellschaft zu leisten? Bevor es schmilzt?", rief Büsra ihr keck zu. Mila lächelte sie nur schwach an, da sie in Gedanken immer noch bei dem Jungen war. Schnell stieg sie auf die Eisfläche und fuhr los - in der Hoffnung ihn zu finden. Sie musste es einfach tun. Doch sie überschätzte in ihrer Hastigkeit die Geschwindigkeit. Sie schlitterte an ihm vorbei und konnte ihm beim Vorbeifahren noch kurz ins Gesicht blicken. Für einen Moment vergaß sie, dass sie auf dem Eis war. Seine Schönheit ließ sie alles vergessen. Als ihr das bewusst wurde verlor sie beinahe vor Schreck das Gleichgewicht. Ihre Hand suchte in der Not Halt bei etwas, was sie vom Fallen abhalten würde und stieß dabei gegen den schmalen Körper des Jungen. Daraufhin drehte er sich um und blickte sie fragend an. Vor Verlegenheit wich Mila seinem Blick aus und fuhr mit klopfendem Herzen weiter. Sie merkte wie ihre Wangen ganz heiß wurden. Sie nahm den ersten Ausgang, der zum Imbiss der Eishalle führte. Ihre Freundinnen warteten dort schon lächelnd auf sie. Mila rannte so schnell sie konnte zu ihnen und ließ sich schwer keuchend auf einen der Stühle nieder. Bevor sie sagen konnte, was gerade passiert war stieß sie Julia mit einem schelmischen Blick an. "Ehm, Mila? Warum glotzt der Typ da hinten dich so an?" "Was?", fragte Mila zerstreut. Sie drehte sich um und registrierte, dass da der Junge mit der blauen Cap zwei Tische von ihr entfernt stand. Er lehnte sich gegen einen Stuhl und schaute sie unerwandt an. Schnell wand sie sich von ihm ab und sog scharf die Luft ein. Doch das schien den Jungen keineswegs zu verunsichern.

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Als Mila nachts im Bett lag dachte sie über diese Sache nach. Hätte sie das Ende der Geschichte verändern können, wenn sie damals seinen Blick erwidert hätte?  Sie konnte sich noch sehr gut daran erinnern, wie seine Blicke sie trafen. Aber warum? Bis heute fand sie keine Antwort darauf. Alles, was an diesem Abend noch passierte war wie ausgelöscht aus ihrem Kopf.

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Kapitel 1

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Mila Kronmeyer lehnte sich mit ihrem Körper gegen die warme Heizung. Ihr Blick wanderte in den dunklen Himmel, in dem Millionen von Sterne erstrahlten. Warum sehnte sie sich immer nach jemanden, der sie jetzt in seine warmen Arme schloss?  - Weil es schon immer so gewesen ist. Aber sie fragte sich trotzdem immer warum. Sie wurde schon so oft von den Menschen enttäuscht, die ihr viel bedeutet hatten. Wie oft hatte sie sich wie ein Reh gefühlt, dass auf einer Lichtung angeschossen wurde. Aber die Wunden schienen immer wieder zu verheilen. Sie wusste zwar nicht, ob sie letztendlich ganz verheilt waren, aber ein Großteil davon war es. Sie schaute skeptisch ein Poster ihres Lieblingskünstlers an. Warum konnte keiner so sein wie er? Charmant, lustig und attraktiv. Die meisten fanden, dass er too much war. Aber dem stimmte Mila nicht zu. Für sie war er perfekt. Was sie zu dem Zeitpunkt noch nicht ahnte war, dass sie bald auf so jemanden treffen würde.

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Mila knallte die Spindtür zu. "Schon wieder so ein beschissener Tag.", murmelte sie. Jeder Tag schien gleich zu sein. "Mila!", rief Julia aus ein paar Metern Entfernung. "Hast du Lust heute Nachmittag nach der Schule etwas mit uns am Seilersee zu skaten?" "Klar", antwortete Mila und grinste sie an. Sie dachte an den Sport, den sie seit einigen Wochen gerne machte und an die Skater, die ein Synonym für Coolness waren. "Na dann bis nachher!", rief Julia ihr beim Weggehen zu. Diese konnte schon viel länger als sie Skateboard fahren. Mila wandte sich auch um und kehrte zu ihrem Klassenzimmer zurück. Als sie es betrat entdeckte sie ein paar Mitschüler, die gerade über etwas Spannendes reden zu schienen und lachten. Doch sie hielt sich nicht damit auf herauszufinden um was es ging, sondern setzte sich an den Platz am Fenster. Nachdenklich blickte sie raus. "Ich habe zwar Freunde, die immer für mich da waren und mich bei allem begleiteten, aber irgendwas fehlt mir. Zuneigung." Doch was ihr den Weg zu Zuneigung versperrte war hauptsächlich ihre Schüchternheit. Sie hatte immer Angst etwas falsches zu sagen. Angst, die Person zu verlieren. Schnell schüttelte sie den Kopf. "Denk jetzt nicht an negative Sachen, ok? Heute Nachmittag wird es richtig cool.", redete sie sich ein. Und sofort erschien wieder ein kleines Lächeln in ihrem Gesicht.

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