Why so serious?
- Alina Lange
- 6. Dez. 2019
- 3 Min. Lesezeit
Ich schaue in das niedergeschlagene Gesicht eines Freundes. Sofort breitet sich eine Welle von Mitgefühl in mir aus. Man hat das brennende Bedürfnis der geliebten Person etwas zu sagen, damit all seine Sorgen verschwinden und er wieder nach vorne blicken kann - mit der Zuversicht, dass alles wieder gut wird.
Die ersten Worte, die mir jedoch dazu einfallen sind: "Ach, lass den Kopf nicht hängen. Du wirst sehen, bald wird alles wieder gut."
Man könnte meinen, das dies gut gemeinte Worte sind, die der Person schon mal etwas Kraft geben, um sich aus dem Sumpf der Traurigkeit zu ziehen. Jedoch zeigt dies auch, dass mir die Traurigkeit dieser Person aufgefallen ist und ich sie nicht länger leiden sehen will. Dabei ist es ganz normal dieses Gefühl zu empfinden und auch essentiell.
Es dient dazu, dass der- oder diejenige sich mit seinem oder ihrem Problem auseinander setzt und Mitgefühl für sich selbst entwickelt.
Dieses Gefühl kann Tage dauern - vielleicht auch Wochen. Aber das ist ok. Denn irgendwann ist es vorbei.
In letzter Zeit höre ich die Worte "Ach, lass den Kopf nicht hängen." auch in meinem eigenen Kopf.
Wie bei einer Schallplatte werden immer wieder dieselben Wörter abgespielt.
Jedoch führt das ganze zu einem großen Problem.
Ich versuche es euch mal genauer zu erklären. Stellt euch mal folgendes Szenario vor:
Ich bin mit einer Freundin in einem Cafe verabredet. Da ich sie lange nicht gesehen habe macht sich eine gewisse Vorfreude in mir breit. Als ich mich mit ihr über alle möglichen Dinge austausche spüre ich auf einmal einen Anflug von Traurigkeit. Über den Grund kann ich mir jedoch während des Gesprächs nicht bewusst werden.
Plötzlich höre ich meine eigenen Worte: "Ach, lass den Kopf nicht hängen. Du hast dich so auf den Abend gefreut. Also genieße ihn auch. Du willst doch nicht die Stimmung kaputt machen."
Also sitze ich ihr gegenüber und versuche mich so gut es geht am Gespräch zu beteiligen - mit diesem Gefühl. Irgendwann habe ich das Gefühl aber erfolgreich verdrängt und kann mich wieder richtig auf das Gespräch konzentrieren. Doch nach einiger Zeit erscheint es wieder - und es wirkt viel aufdringlicher als vorher.
"Warum passiert mir das jetzt? Ist das notwendig?", denke ich mir und verdrehe in Gedanken meine Augen. "Niemand braucht das jetzt." Insgeheim hoffe ich, dass sie mir das nicht ansieht. Sie hat sich ja schließlich dafür entschieden den Abend mit mir zu verbringen und deshalb muss ich ihr die Bestätigung geben, dass sie sich richtig entschieden hat.
Und somit habe ich mich in letzter Zeit oft selbst belogen.
Ich wollte das Mädchen sein mit dem man Pferde stehlen kann - und nur das.
Die Person mit meinem Lachen anstecken, der Person Wärme und Zuversicht schenken - auch wenn ich sie manchmal selbst nicht habe.
Tatsache ist, dass es zurzeit einige Dinge gibt, die mich schon seit einiger Zeit begleiten. Sie sind immer präsent.
Jedoch habe ich mir gesagt, dass ich mich davon nicht entmutigen lassen und positiv bleiben soll.
Was hat man schon davon traurig zu sein? Damit tut man sich nur selbst weh.
Jedoch merke ich, dass es mir immer schwerer fällt die nicht gewollten Gefühle zu verdrängen. Sie scheinen immer stärker zu werden. Ich glaube, dass mein Unterbewusstsein will, dass ich sie wahrnehme. Und dies sollte man eigentlich ernst nehmen. Die Gefühle kommen nämlich aus deinem tiefsten Inneren und sind wie eine Mitteilung an dich, dass es etwas gibt, was dich belastet. Und wenn man sich nicht damit beschäftigt und es immer von sich weg schiebt verschwindet es nicht. Im Gegenteil: Du erhältst immer wieder eine Erinnerung daran.
Ich muss sagen, dass ich in letzter Zeit sehr hart zu mir selbst war und mir sogar vorgeworfen habe andere könnten ganz genau sehen, dass es mir nicht gut geht und wollen deswegen nicht mehr Zeit mit mir verbringen.
Aber sind Freunde nicht auch dafür da um dafür zu sorgen, dass es einem wieder besser geht? Dass man gemeinsam das Problem angeht?
Ich denke, ich habe ihn letzter Zeit die wirkliche Bedeutung von "Freunden" vergessen.
Für mich hat nur gezählt, dass die Person die Zeit genießen kann, die sie mit mir verbringt.
Dass sie in mir eine Energiequelle sieht aus der sie Kraft schöpfen kann.
Genau die Art von Freundin wollte ich sein, da ich mir selber solche Freunde wünsche.
Aber eine Freundschaft besteht nicht nur daraus, dass man sich gegenseitig bei Laune hält.
Freundschaft bedeutet Zusammenhalt. Und das ist ein viel wichtigerer Aspekt.
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